Das Haus
Gegen zwölf Uhr nach fast zwölf Stunden Fahrt und zwei weiteren Stopps kommen wir wohlbehalten an unserem Feriendomizil an. Leider wird noch geputzt. Wir können erst um sechzehn Uhr auf das Gelände.
„Wie schön es hier ist. Komm Schatz, lass uns die Gegend erkunden.“
Zu Fuß, klar, nach zwölf Stunden Auto fahren kommt mir keine bessere Idee. Dazu noch 35°C im Schatten. Den gibt es aber eigentlich nirgendwo.
Aber Widerspruch zwecklos, nicht gleich am ersten Tag den Urlaub ruinieren.
Wenigsten kommt Widerspruch von den Kindern, aber wenn die Regierung etwas entschieden hat, hilft nichts mehr. Wie in der Realität.
Also spazieren wir schwitzend in der Sonne, um die Umgebung des Hauses zu erkunden. Hierbei überrascht mich meine Tochter Anna. Sie schafft es selbst hierbei ohne aufzublicken oder auf den Weg zu achten das Handy zu malträtieren. Ich hingegen stolpere dreimal auf einen Kilometer und fluche in sämtlichen bekannten und unbekannten Sprachen bevor ich entscheide: SCHLUSS! Keinen Schritt weiter. Zurück zum Anwesen, den Besitzer bequatschen, dass er uns früher rein lässt.
Nachdem meine Frau meinen Gesichtsausdruck gesehen hat, erklärt sich die Regierung einverstanden.
Als wir am Haus angekommen sind, ist der Besitzer eingetroffen und in gutem Englisch erklärt er uns, dass es überhaupt kein Problem ist auf das Gelände zu kommen und in zehn Minuten sind die Putzkräfte sowieso bereits fertig.
Also parken wir unser Fahrzeug auf dem Gelände, warten noch die zehn Minuten und erholen uns von dem Spaziergang.
Kaum das das Haus freigegeben wurde stürmen die Kinder ins Haus und belegen die Zimmer. Leider war ihnen nicht klar, dass sie beide im gleichen Zimmer schlafen,
„Ts,oh! Augenrollen. Nicht euer Ernst! Ich bin 14. Soll das Baby halt auf dem Sofa schlafen“
„Selber Baby!“
Ich liebe es, wie Jonas seine Schwester mit so wenigen Worten auf die Palme bringen kann.
Meine Frau geht dazwischen. Ich hätte auf meine Tochter gewettet.
Nachdem auch dieses Problem gelöst wurde, wird erwartet, dass das Gepäck ausgeräumt wird. Von mir! Aber nichts da. Also alles Gepäck neben das Auto gestellt, während meine Frau das Haus erkundet und meine Kinder in Ihrem Zimmer streiten. Als ich das Auto leergeräumt habe, nehme ich mir meinen Koffer und beziehe das Elternschlafzimmer. Dort wartet meine Frau, die mich fragend ansieht.
„Selbstbedienung!“, sage ich, während ich den Koffer öffne, das obenliegende Handtuch schnappe und im Bad zum Duschen verschwinde. Ob ich das bereuen werde? Mal sehen.
Als ich mach fünfzehn Minuten mit duschen fertig bin und mich in dem Wetter angepasste Kleidung geworfen habe, stelle ich fest, dass noch immer kein Koffer oder irgendein anderes Gepäckstück seinen Weg ins Haus gefunden hat.
Nächstes Ziel Kinderzimmer.
„HEY!“, ich bin lernfähig und möchte, dass meine Tochter mich beim ersten Mal versteht. Mein Sohn schreckt hoch.
„Ts,oh! Augenrollen.“
„Koffer reintragen, Diskussionsfrei!!!“, klare Ansagen helfen meinen Kindern, aber trotzdem gibt es noch einen letzten Versuch.
„Mamaaaaa!“
„Tut was euer Vater euch sagt!“
Na also, geht doch! Nach einer halben Stunde sind alle Koffer auf den Zimmern. Die Koffer. Der Rest liegt immer noch am Parkplatz. Da ich gerne mit mir selbst wette, ist mir das egal. Ich wette jetzt schon, wann meine Frau das Parkplatz-Gepäck-Problem beendet und wer das Problem entfernen muss. Ich tippe in spätestens einer Stunde und Anna.
Zum Abendessen gibt es mitgebrachte Spaghetti-Sauce, natürlich Bolognese, und frisch zubereitete Spaghetti. Alle sind zufrieden, das Haus ist wunderschön, liegt im Nirgendwo, der nächste Nachbar ist zwei Kilometer entfernt und das Essen schmeckt wirklich gut. Echt italienisch.
Am Abend sitzen wir noch gemeinsam auf der Veranda trinken „Vino“, zumindest die Erwachsenen, und gute Aranciata. Meine Tochter wird beim Tippen auf ihrem Handy nicht gestört und Jonas erzählen wir von Urlauben, an die er sich nicht mehr erinnern kann.
Gegen zehn Uhr schläft Jonas in unseren Armen ein und das ist das Zeichen, die Kinder ins Bett zu schicken. Wieder bin ich überrascht, es kommt kein Widerspruch von Anna. Sie muss wirklich müde sein. Nachdem wir die restliche Flasche noch geleert haben, gehen auch wir glücklich und zufrieden ins Bett.
Ach übrigens, ich habe die Wette gewonnen.