Kirchen und Paläste

Kirchen und Paläste

Nach gut einer Stunde Fahrt durch die wunderschöne Landschaft der Toskana, kommen wir am Ziel an. Ein auf einem Berg gelegenes uraltes Städtchen. Diese Aussage trifft auf nahezu jedes zweite Dorf in der Toskana zu und unsere Aufgabe ist es in diesem Urlaub jedes davon, dass in einem achtzig Kilometerradius liegt zu besuchen, wenn es nach meiner Frau geht. Nun geht die Parkplatzsuche los. Im Mittelalter haben die Stadtplaner noch nicht allzu großen Wert auf Parkplätze in der Nähe touristischer Sehenswürdigkeiten gelegt. Am Ende finden wir einen Parkplatz, der mindestens drei Kilometer von der Altstadt entfernt liegt. Zudem liegt er gute zweihundert Höhenmeter tiefer. Von Schatten kann auch keine Rede sein.

Als wir aus dem wohl temperierten Fahrzeug aussteigen, trifft mich beinahe der Schlag. Ich glaube Dantes Inferno gefunden zu haben. In der Hölle kann es nicht heißer sein. Ein Blick auf ein an einer Apotheke angebrachtes Thermometer zeigt achtunddreißig Grad an.

Und los. Der Aufstieg beginnt. Nachdem Anna kein mobiles Internet mehr hat, nimmt sie den Aufstieg und ihre Umgebung viel bewusster wahr und beginnt nach fünf Minuten an zu maulen.

„Ts,oh! Augenrollen! Nicht euer Ernst! Ich geh´ da nicht hoch! Da sterb´ ich!“

Ein Machtwort der Regierung beendet die Diskussion. Jonas kann mit dem Versprechen auf ein Eis viel leichter motiviert werden den Aufstieg in die Altstadt zu meistern.

Oben angekommen sehen wir die Stadtmauern und ein altes Tor, welches in die Altstadt führt. Es gibt immer eine Stadtmauer und ein Tor. Die Straßen der Altstadt sind so eng, dass des viel Schatten gibt. Hier lässt es sich aushalten. Entlang der kleinen Gassen ist ein Touristennepper neben dem anderen. Eisdiele, Weinverkauf, Olivenölverkauf, Käseverkauf, Souvenirshop und was sich nicht sonst noch alles zu Geld machen lässt. Die holde Weiblichkeit muss sich natürlich an jedem Geschäft über die Preise im Schaufenster informieren, sodass wir für einhundert Meter mehr als fünfzehn Minuten benötigen. Nach den ersten hundert Meter sind Jonas und ich bedient und steuern zielstrebig die nächstgelegene Eisdiele an. Es gibt nirgendwo besseres Eis, als in Italien, wer das Gegenteil behauptet lügt. Doch meisten ist es eben nicht dort, wo alle Touristen hinströmen, sondern in irgendwelchen abgelegenen Querstraßen. Nichts desto trotz kaufen wir beiden Männer uns jeder ein Eis. Es ist wirklich sehr gut. Jonas entscheidet sich für die Geschmacksrichtung Nutella und „Schlumpf“. Ich habe keine Ahnung was das ist, es hat aber den Farbton der Schlümpfe. Auf das Angebot meines Sohnes einmal zu probieren, schüttel ich entsetzt den Kopf.

Als wir das Eis gegessen haben, gesellen sich meine Frau und meine Tochter auch wieder zu uns, mein Angebot auf ein Eis lehnen sie aus gesundheitlichen und kalorientechnischen Gründen kategorisch ab, gut, wieder Geld gespart.

Der nächste Programmpunkt war die Besichtigung einer alten Basilika. Leider war vor der Kirche eine längere Schlange von Touristen, die allesamt die Basilika besichtigen wollen. Wir stellten uns hinten an. Vorne angekommen musste ich zu meinem Entsetzen feststellen, dass die Besichtigung auch noch Eintritt kostete. Es gibt in der Toskana bestimmt eintausend besichtigungswürdige Kirchen, aber wir finden eine von wenigen, bei der man Eintritt zahlen muss. Ich werde das Geld bei der nächsten Steuererklärung unter Ablass angeben, wozu ist man schließlich katholisch.

Die Kirche ist wirklich schön. Außerdem ist es hier drinnen angenehm kühl. Während die beiden Frauen gemeinsam die Basilika erkunden, schaue ich mir zusammen mit Jonas die Kirche an. Es ist sehr ruhig, dafür, dass mindestens fünfzig Menschen sich derzeit in dem alten Gemäuer aufhalten. Plötzlich lässt Jonas einen „fahren“. Ich möchte dies nicht besonders ausführen, aber man hat in der Basilika feststellen können, welch unglaubliche Akustik es in solch alten Bauten gibt. Alle blicken auf mich, da sie nicht glauben können, dass ein Neunjähriger zu einer solchen Lautstärke fähig ist. Ich sehe nur den Blick meiner Frau und das Grinsen meiner Tochter. Nur nichts anmerken lassen. Ganz normal verhalten. Als ob nichts geschehen ist gehe ich mit meinem Sohn in Richtung Ausgang. Irgendwie bin ich schon ein bisschen stolz auf meinen Sohn, aber das können nur Männer nachvollziehen.

Die restliche Besichtigung der Altstadt verlief ohne weitere Vorkommnisse.

Als wir am Abend wieder an unserem Domizil angekommen sind, richten wir gemeinsam den Esstisch und essen zu Abend. Es gibt Spaghetti alla Gorgonzola. Alle sind glücklich und zufrieden mit dem heutigen Tag.